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Ich als Irrwisch

Sie war eine Ausnahmeerscheinung in der Kunst der Weimarer Republik, ein
begnadetes Talent: Elfriede Lohse-Wächtler. Ihre Werke sind bissig,
leidenschaftlich, gleichzeitig einfühlsam und voller Empathie.
Das Franz Marc Museum widmet der Künstlerin Elfriede Lohse-Wächtler (1899–
1940) in Kooperation mit dem Ernst Barlach Haus in Hamburg und der Kunsthalle
Vogelmann in Heilbronn eine umfassende Ausstellung, die ihr einzigartiges Œuvre
und die bewegte Lebensgeschichte beleuchtet. Mit rund 80 Gemälden und
Zeichnungen aus öffentlichen und privaten Sammlungen bietet die Schau einen
facettenreichen Überblick über alle Werkphasen der Künstlerin, deren
unverwechselbare Bildsprache tief in die Themen Identität, Ausgrenzung und
Selbstermächtigung eintaucht.
Lohse-Wächtler gilt als eine der bedeutendsten weiblichen Stimmen der Kunst der
Zwischenkriegsjahre, deren Werk durch Empathie und Dynamik besticht. In ihrer
nur knapp zwei Jahrzehnte währenden Schaffenszeit entwickelte sie eine
eigenständige und einfühlsame Bildsprache, die Themen wie Leid, Lust, Bedrohung
und Einsamkeit eindringlich verarbeitet. Die Ausstellung zeigt atmosphärisch
dichte Szenen aus der Hamburger Bordell- und Kneipenwelt, unkonventionelle
Typenporträts und eindrucksvolle Selbstbildnisse. Besonders ihre Werke der
Hamburger Jahre (1925–1931) spiegeln die prekäre Lebenswelt und die
künstlerische Intensität dieser Phase wider. Hier entstanden kraftvolle Arbeiten, in
denen sie selbstbewusst auch in traditionell männlich geprägte Räume wie den
Hafen oder St. Pauli vordrang.
Bereits mit 16 Jahren verließ Lohse-Wächtler ihr Elternhaus und war ab 1918 unter
dem Pseudonym »Nikolaus Wächtler« in der Dresdner Avantgarde aktiv. Zu ihren
Freunden zählten prominente Künstler wie Otto Dix, Conrad Felixmüller und Otto
Griebel. Die Hamburger Jahre markieren eine künstlerische Hochphase, sind
jedoch auch geprägt von persönlichen Krisen, die 1929 zu einem ersten
Klinikaufenthalt führten. Ihre kraftvollen Werke entstanden oft im Angesicht
existenzieller Bedrohungen – eine Geschichte von Selbstermächtigung, die 1940
mit ihrer Ermordung im Rahmen der nationalsozialistischen Krankenmorde
(»Aktion T4«) tragisch endet.

Ein Meisterwerk kehrt zurück

Wir freuen uns, Ihnen im Rahmen einer Sonderpräsentation ein
außergewöhnliches Werk von Franz Marc zeigen zu können: Das lange gelbe Pferd.
Dieses Gemälde, das Ende vergangenen Jahres bei Sotheby’s versteigert wurde,
war seit Jahrzehnten nicht mehr in Deutschland zu sehen. Franz Marc malte es
1913 in Sindelsdorf, kurz nachdem er von seiner Reise nach Tirol zurückgekehrt
war.
Die Reise hatte seine künstlerische Auseinandersetzung mit Arbeitstieren neu
entfacht – ein Thema, das ihn schon früh beschäftigte. In Das lange gelbe Pferd
verbindet er strahlende Farbigkeit mit einem tiefen Gefühl der Erschöpfung. Die
weite Landschaft wirkt zugleich bewohnt und verlassen, der große Stall im
Hintergrund bleibt menschenleer. Das Pferd steht still, angespannt zwischen Weg
und goldenem Feld – ein Sinnbild für Umbruch und Veränderung.
Marcs Tirol-Reise hinterließ deutliche Spuren in seinem Werk. In dieser Zeit
entstanden weitere bedeutende Bilder wie Die Weltenkuh (1913, Museum of
Modern Art, New York), Das arme Land Tirol (1913, Guggenheim Museum, New
York) und Tirol (1913/14, Pinakothek der Moderne, München).
Zuletzt war Das lange gelbe Pferd 1988/89 in der Berliner Ausstellung Stationen der
Moderne zu sehen. Nun kehrt es nach Deutschland zurück, begleitet von einer
Neupräsentation unserer Sammlung mit besonderem Fokus auf Franz Marcs
Pferdedarstellungen. Kein anderes Motiv, kein anderes Tier hat Marc so intensiv
erforscht und variiert wie das Pferd. Mit fast 30 Werken – darunter zahlreiche
Gemälde, Skulpturen, Drucke und Zeichnungen – gewährt die Kabinettausstellung
einen umfassenden Einblick in seine künstlerische Auseinandersetzung mit diesem
Thema: von seinem Frühwerk bis zu den expressiven, farbintensiven
Kompositionen seiner späteren Jahre.
Ein begleitender Film beleuchtet die Bedeutung von Marcs Tirol-Reise für sein
Schaffen.